Theater
Tempus fugit:

Zwischen-Fälle

Etienne Blatz
Karin Maßen
Lina Schelker
Lukas Lauble
Miriam Pfitzenmaier
Patrick Greiner
Ric Weisser
Sören Herrmann
Sylvia Jourdan-Kirzdörfer
Till Lang

Fotos: Thomas Quartier

Info

zum Stück:

Charms hat kleine Skizzen geschaffen, die jede für sich gesehen etwas Vollkommenes an sich haben. Im Zusammenhang bilden sie ein in sich geschlossenes Universum, das von keinen äußeren Faktoren geblendet scheint. Das Eigenartige ist gerade, dass es keineswegs eigenartig wirkt. Nicht selten handelt es sich um Begegnungen, die verschiedenste Menschen mit sich selbst haben. Der Aberwitz ist, dass aus alledem die (Ohn-)Macht des Lebens zu schreien scheint. In der Absurdität offenbaren sich menschliche Abgründe, die meist noch einen weiteren Boden haben, unter den sie fallen können. Nie kommt Gefahr einer eindimensionalen Betrachtung auf. Der Zuschauer muss mitdenken und mitfühlen. Es ist so leicht, aus dieser Groteske auszubrechen. Allerdings bricht dann alles auseinander, und die Kulissen sind die Welt, welche neu gestaltet werden muss.

Leseprobe:

Fälle

Eines Tages aß Orlow zuviel Erbsenpüree und starb. Und Krylow, der davon hörte, starb auch. Und Spiridonow starb von allein. Und Spiridonows Frau fiel vom Büffet und starb auch. Und Spiridonows Kinder ertranken im Teich. Und Spiridonows Großmutter geriet an die Flasche und wurde Landstreicherin. Und Michailow hörte auf, sich zu kämmen, und bekam die Räude. Und Kruglow malte eine Dame mit einer Knute in der Hand und wurde verrückt. Und Perechrjostow erhielt telegrafisch vierhundert Rubel und wurde so hochnäsig, dass er aus dem Dienst flog. Alles gute Menschen, die nicht Fuß fassen können.

zum Autor:

Daniil Iwanowitsch Juwatschow wurde am 30. Dezember 1905 als zweites Kind der Familie in St. Petersburg geboren. In der deutschen Petersschule lernte Charms sehr gut Deutsch (das war die Unterrichtssprache) und Englisch. Er begann früh zu schreiben, das älteste Gedicht stammt aus dem Jahr 1922. 1926 begann er ein Studium an der Filmabteilung des Instituts für Kunstgeschichte in Leningrad, beendete aber dieses jedoch nicht. Charms war zweimal verheiratet.

Als Schriftsteller verwendete er viele Pseudonyme, sein häufigstes war Charms, das möglicherweise von französisch „charme“ und englisch „harm“ (Qual, Schrecken) motiviert wurde, andere vermuten einen Hinweis auf „Sherlock Holmes“, den Charms bewunderte. Der Musikliebhaber Charms hatte das absolute musikalische Gehör. Charms war 1927 Mitbegründer der Künstlervereinigung OBERIU (Vereinigung der Realen Kunst), die in ihrem Manifest die Berechtigung verschiedener Kunstrichtungen nebeneinander forderte. Im April 1930 wurde OBERIU nach kommunistischer Zeitungskritik von der politischen Führung für staatsfeindlich erklärt und verboten. Die materielle Situation von Charms war schwierig. Charms konnte nur mit der Veröffentlichung seiner Gedichte für Kinder in einer Kinderzeitschrift und Jugendzeitschrift etwas Geld verdienen. Belastend war auch die politische Verfolgung, die das Leben Charms und das seiner Freunde und Bekannten prägte.

Charms wurde erstmals im Dezember 1931 verhaftet und im Frühjahr 1932 wegen „Beteiligung an einer antisowjetischen Vereinigung“ zu drei Jahren Verbannung nach Kursk verurteilt. Der Einsatz von Charms Vater bewirkte seine vorzeitige Freilassung nach Leningrad im November 1932. 1937 wurde Charms erneut politisch angegriffen. Dieses Mal wegen eines Gedichts für Kinder, in dem ein Mann verschwindet und nicht wieder zurückkehrt. Im September 1937 werden auch viele ihm bekannte Redakteure der Kinderzeitschriften verhaftet und manche ermordet. 1941 wurde er zum zweiten Mal verhaftet und starb am 2. Februar 1942 während der Leningrader Blockade in der Gefängnispsychiatrie an Unterernährung.

Daten

nach Daniil Charms

Gruppe

Tempus fugit – Schultheater an der Freien Waldorfschule Lörrach

Credits

Es spielen:

Nicla Nocera

Sören Herrmann

Sebastian Linke

Michael Lütolf

Marina Leibfried

Lina Schelker

Lisa Dreher

Karin Schnepf

Hanna Kufner

Etienne Blatz

Miriam Peter

Anja Albicker

Patrick Greiner

Raja Fischer

Alisha Brombacher

Hanna Sommer

Katharina Höchst

Natalie Schmitz

Cornelius Tammik

Lynn Reis

Christina Rüsch

Benjamin Baumgartner

Lukas Lauble

Tamar Minzloff

Stina Eichin

Bastian Fischer

Céline Huber

Leonie Maier

Josefine Pomnitz

Dimas Lauinger

Valentin Fütterer

Team:

Regie/Dramaturgie

Karin Maßen

Regieassistenz

Miriam Pfitzenmaier

Till Lang

Ric Weißer

Sylvia Jourdan-Kirzdörfer

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