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Andorra
Fotos: Thomas Quartier
Info
zum Stück:
„Andorra“ ist ein Drama in zwölf Bildern, das 1961 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde.
Das Stück hat Antisemitismus, Feigheit und vor allem die Identität des Menschen zum Thema und zeigt den Prozess einer Bewusstseinsveränderung, die an der Hauptfigur des jungen Andri abgehandelt wird. Andri wächst bei seinem Pflegevater, dem Lehrer Can auf, der vorgibt, ihn als jüdisches Kind vor einem antisemitischen Nachbarvolk gerettet zu haben.
Andri wird oft mit den jüdischen Vorurteilen konfrontiert. Der Druck, der von seinem sozialen Umfeld ausgeht, führt zur Anpassung an die Erwartungen und zu einer ständigen Selbstprüfung. Er geht auf das Klischeedenken seiner Mitmenschen ein, bis er die „typisch jüdischen“ Eigenschaften an sich selbst bemerkt, die ihm nachgesagt werden.
Die Bedrohung und Verfolgung der Juden von außerhalb wird auch in Andorra immer spürbarer und es stellt sich die Frage, wie die einzelnen Personen und vor allem Andri damit umgehen…
Der Titel des Stücks „Andorra“, zugleich Name des fiktiven Staates, in dem das Stück spielt, hat nichts mit dem realen Kleinstaat Andorra zu tun; „Andorra ist der Name für ein Modell“, so Max Frisch am Anfang des Stücks. Er selbst hat diesen Namen später als Notlösung bezeichnet. „Der bessere fiel mir nicht ein. Schade! Was den Kleinstaat Andorra betrifft, tröste ich mich mit dem Gedanken, dass er kein Heer hat, um die Länder, die das Stück spielen, aus Missverständnis überfallen zu können.“
Quelle: Wikipedia: Horst Bienek, Werkstattgespräche mit Schriftstellern, Carl Hanser Verlag, München, 1962, S. 29 – Dieses Gespräch fand im Sommer 1961, nach der Herausgabe von „Andorra“, statt.
Der Hintergrund zu Andorra:
Max Frisch schrieb nach dem zweiten Weltkrieg eine kurze Skizze in sein Tagebuch, die Der andorranische Jude hieß. Diese Skizze enthält die Hauptpunkte der Handlung von Andorra.
Andorra selbst schrieb Max Frisch dann zwischen 1958 und 1961.
Zum Interesse am Stück:
Die Spielerinnen und Spieler der Theater AG hatten sich unter drei zur Auswahl stehenden Stücken und nach einem langen Prozess der Entscheidungsfindung für die Inszenierung dieses Werkes ausgesprochen.
Vor allem der Aspekt der mangelnden Zivilcourage, des kollektiven Versagens und der Frage nach der „Rolle“ eines jeden Menschen, die auch von außen geschaffen und mitbestimmt wird, hat sie von Anfang an gefesselt und für sie eine Verbindung zu heute geschaffen, die weit über den Rahmen von historischer Vergangenheitsbewältigung hinausweist.
zum Autor:
Max Frisch wurde 1911 in Zürich geboren und starb 1991. Er gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern der Nachkriegszeit.
Zunächst studierte Max Frisch Germanistik, brach sein Studium dann aber ab und begann ein Architekturstudium, das er mit einem Diplom abschloss.
Während seiner Studienzeit besuchte Frisch regelmäßig Vorstellungen am Schauspielhaus Zürich und begann ab 1944 für das Theater zu schreiben.
Die Zusammenarbeit mit dem Direktor des Schauspielhauses Zürich Kurt Hirschfeld ermöglichte Max Frisch einige Bekanntschaften, die ihn sehr beeinflussten. Darunter waren Carl Zuckmayer, Bertolt Brecht und Friedrich Dürrenmatt.
1946 unternahm Frisch einige Reisen u.a. ins Nachkriegsdeutschland. Seine Eindrücke schrieb er nieder und veröffentlichte seine politischen und literarischen Skizzen unter dem Titel Tagebuch 1946-1949.
Sein wohl bekanntestes Werk ist der 1957 veröffentlichte Roman Homo faber.
Max Frisch erhielt während seiner Laufzeit als Schriftsteller sehr viele Auszeichnungen, darunter auch der Georg-Büchner-Preis.
zur Gruppe:
Die Theater AG besteht seit 1995 und hat bislang jedes Jahr Stücke realisiert.
Schwerpunkt der Arbeit mit der Theater AG sind Eigenproduktionen der SchülerInnen. Es gilt vor allem, den SchülerInnen neben dem Spaß an der gemeinsamen Theaterarbeit auch den Spaß an der Ernsthaftigkeit, an der Realisation der Ideen zu vermitteln und sie anzuspornen, eine hohe Eigenverantwortlichkeit für sich und die Gruppe zu entwickeln. Die Schultheater AG beginnt mit den Proben immer gleich zu Schuljahresbeginn, arbeitet an Theatermethoden, Rollenmethodik, Sprachgestaltung und Körperbewusstsein und erst nach dem dreimonatigen Kennenlernen werden Themenschwerpunkte, Ideen gesammelt und die gemeinsame Stückidee entwickelt. Nach den ersten drei Monaten können sich die SchülerInnen entscheiden, ob sie an dem Stück mitarbeiten wollen und verpflichten sich dann auch zu weiteren Wochenendproben neben den wöchentlichen Proben am Nachmittag. Die SchülerInnen besuchen die verschiedensten Schultypen, wie z.B. Berufsfachschule, Berufskolleg, EG und WG. Die Mehrzahl der SpielerInnen kommt aus den Klassenstufen 11 und 12. Das Alter liegt zwischen 16 und 19 Jahren. Die gegenseitig bereichernde Kooperation mit dem Theater Tempus fugit zeigt sich darin, dass nicht nur Karin Maßen Regie führt, sondern dass auch ein Tempus fugit Spieler mit von der Partie ist und auch die Regieassistenz von zwei langjährigen Mitgliedern von Tempus fugit übernommen wird.
Daten
von Max Frisch
Gruppe
Schultheater AG der kaufmännischen Schulen und der Mathilde-Planck-Schule Lörrach
Credits
Es spielen:
Fabian Müller
Elisabeth Wenk
Matty Schneider
Nicole Pawlowski
Eliane Wagner
Michael Zier
Till Lang
Jessica Bernauer
Charlotte Bischof
Tahnee Eigler
Theo Vetesi
Produktionsteam:
Regie/Dramaturgie:
Karin Maßen
Regieassistenz:
Silvia Kirzdörfer
Ric Weißer
Musik:
Daniel Vogel
Plakat- und Programmgestaltung
Britta Rechlin
Lichtdesign / Lichttechnik
André Kulawik
Programmtexte
Miriam Pfitzenmaier
Kostüme
Ric Weißer
Fotos
Thomas Quartier
Produktionsleitung
Miriam Pfitzenmaier