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Der Sandmann

André Kulawik
Andrea Casabianchi
Benjamin Kraus
Bernhard Greif
Daniel Jeroma
David Voges
Frank Mayer
George Ricci
Johannes Maßen
Karin Maßen
Simon Stotz
Stefan Maßen
Stefanie Klimkait
Thomas Quartier
Thorsten Blank

Fotos: Thomas Quartier

Info

Zum Stück

Für Nathanael ist der Sandmann der Inbegriff des Bösen. Die Begegnung mit ihm bringt unweigerlich Schrecken und Tod.
Hat nicht die alte Frau ihm als kleinen Jungen schon erzählt: „Das ist ein böser Mann, der kommt zu den Kindern, wenn sie nicht zu Bett gehen wollen und wirft ihnen Händevoll Sand in die Augen, daß sie blutig zum Kopf herausspringen…“
Für Nathanael hat die Figur des Sandmanns Gestalt in der Person des Advokaten Coppelius gewonnen, ein Bekannter seines Vaters:
Hat er nicht schon als kleines Kind das Unheimliche, die düstere Ausstrahlung dieses Mannes schon immer geahnt? Und ist nicht der Vater selbst bei einer der heimlichen nächtlichen Zusammenkünften mit Coppelius umgekommen?
Viele Jahre später, Nathanael ist mittlerweile Student und Dichter, glaubt er im Wetterglashändler Coppola (coppa: ital. Augenhöhle), den Advokaten Coppelius wieder zu erkennen.

Ist das nun Spuk oder Einbildung? Ist die Wirklichkeit verschoben oder die Wahrnehmung.?
Seine Verlobte Clara, selbst eine einfühlsame, besonnene Person, versucht ihm deutlich zu machen, dass er seine Kindheitsvorstellungen von dem Sandmann auf Coppelius projiziert, ohne dafür vernünftige Gründe angeben zu können. Anfänglich mit Erfolg.
Doch dann häufen sich die Ereignisse:
Mit einem Fernglas des Wetterglashändlers Coppola nimmt Nathanael die bewegliche Puppe Olimpia ins Visier, ein Geschöpf seines Professors Spalanzani.
In seiner Wahrnehmung ist diese Automatenpuppe lebendig – er vergisst, dass es eine Clara, eine Mutter, Freunde in der Welt gibt. Er lebt nur noch für Olimpia –

Bitter ist das Erwachen!
Nathanaels Geschichte erfahren wir aus verschiedenen Blickwinkeln. Einmal durch Briefe von ihm selbst, durch Briefe seiner Verlobten und durch den Erzähler.
Offen bleibt stets der Anteil an Subjektivität. Was ist Schein und was ist Wirklichkeit? Was sehen die Augen unabhängig von unserer inneren Deutung?

Zum Autor

E.T.A. Hoffmann

veröffentlichte 1816/17 einen zweibändigen Zyklus unter dem bezeichnenden Namen „Nachtstücke“. Eröffnet wird der Zyklus mit der Erzählung: „Der Sandmann“.

Innerhalb der Romantik ist die Aufwertung der Nacht stets polemisch auf die allzu hoffnungsvolle Lichtmetaphorik der Aufklärung bezogen.
Der aufklärerische Erkenntnis, Erziehungs- und Vervollkommnungsoptimismus erscheint durch die Erfahrung des Nächtlich Abgründigen gebrochen.

E.T.A. Hoffmann sieht die Vertiefung in die Nachtseiten der Psyche aber auch durchaus kritisch.:
Die Begegnung mit der Automatenpuppe Olimpia veranlasst die Anwesenden zu herablassender Kritik und Distanzierung gegenüber Nathanael und doch
„schlich sich in der Tat abscheuliches Misstrauen gegen menschliche Figuren ein. Um nun ganz überzeugt zu werden, dass man keine Holzpuppe liebe, wurde von mehreren Liebhabern verlangt, dass die Geliebte etwas taktlos singe und tanze… vor allen Dingen aber, dass sie nicht bloß höre, sondern auch manchmal in der Art spreche, dass dieses Sprechen wirklich ein Denken und Empfinden voraussetze“
(E.T.A. Hoffmann: Nachtstücke. Reclam S.43)

Die wechselnde Erzählperspektive, düstere Grausamkeit, ironische Distanzierung und die Nähe von Schrecken und Komik lassen den Leser erahnen, dass eines Menschen Schicksal nicht nur als logische Folge bestimmter Ereignisse zu deuten ist..
Traum und Wirklichkeit durchdringen sich, Ursache und Wirkung sind nicht eindeutig zu bestimmen.

Die Grenzen unserer subjektiven Anschauung sind die Grenzen unserer Welt. Für Nathanael wird diese Welt immer kleiner. Er verliert den Boden unter den Füßen und damit jede Möglichkeit sich von sich selbst zu distanzieren und kritisch zu hinterfragen..

Der Leser selbst wird angezogen und abgestoßen. Bald versucht er zu analysieren, rückt das Erleben Nathanaels ganz in das Reich der Phantasiegeburten, der bloßen Subjektivität;
dann fühlt er sich selbst in das Geschehen hineingezogen und spürt das Unverständnis, das eine Außenwelt einem Menschen entgegenbringt, der sich immer weiter in seine Innenwelt verstrickt..

Diese Ambivalenz, die beständige Suche nach einer Haltung, war für uns Motor für die Dramatisierung.

Daten

von E.T.A. Hoffmann

Gruppe

Freie Gruppe

Credits

Es spielen

Bernhard Greif

Andrea Casabianchi

David Voges

Benjamin Kraus

Produktionsteam

Musik

George Ricci

Regie

Karin Maßen

Dramaturgie

Karin Maßen und Gruppe

Bühnenbau

Frank Mayer

Lichtdesign/Lichtregie

André Kulawik

Lichttechnik

Marco Reif

Kostüme

Alex Sojka und Gruppe

Programm- und Plakatgestaltung

Simon Stotz

Fotos

Thomas Quartier

Sponsoring, Organisation, Werbung

Johannes Maßen

Thorsten Blank

Probenbegleitung

Johannes Maßen

Thorsten Blank

Daniel Jeroma

Stefanie Klimkait

Stefan Maßen

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