Theater
Tempus fugit:
…fiel einfach um!
Info
Zum Stück:
Supergau im Urlaub. Rausschmiss. Komasaufen. Katastrophale Aupairstelle. Lebenstraum
geplatzt. Liebeskummer. Krankheit. Verdammte Einsamkeit … . In der szenischen Collage
erinnern sich Senioren und Jugendliche an Grenzmomente in der eigenen Biografie, an das
Gefühl „zu fallen“, an Augenblicke des Scheiterns. Sie hören sich gegenseitig zu, beobachten
sich, steigen ins Spiel ein und aus. Geschichten vernetzen sich. Es entsteht ein Kaleidoskop
unterschiedlichster Befindlichkeiten und Überlebensstrategien. Der Schrecken weicht der
Lust am Spiel. Tragik verwandelt sich in Komik.
Wie schafft man es?
„Ein biografisches Theaterstück mit Senioren und Jugendlichen zum Thema „Fallen“ zu entwickeln, ist eine heikle Angelegenheit. Wie schafft man es, eine Form zu finden, in der die Geschichten der Spielerinnen gut aufgehoben sind — keiner ausgestellt wird? Wie gewinnt man das Vertrauen der Teilnehmenden? Dem konkreten Fixieren des szenischen Materials ging eine lange Phase der „Ensemblebildung“ voraus, die uns alle überrascht hat: Indem wir Dinge taten, für die man sonst keine Zeit hat, beispielsweise – sich stundenlang gegenseitig Musik vorstellen — sich Briefe schreiben — sich an unmöglichen Ausnahmeorlen treffen — ‚ entstand eine überaus fröhliche und beschwingte Atmosphäre. Man fühlte sich während der Proben ein bisschen wie im Urlaub. Berührungsängste zwischen Alt und Jung schwanden — der Kontakt wurde immer selbstverständlicher.
Als die szenische Abfolge stand und wir begannen, das biografische Material festzulegen, wich diese Unbeschwertheit immer mehr dem Druck der nahenden Premiere. Mir war es vor allem wichtig, dass sich alle vierzehn Spielerinnen auf der Bühne sicher fühlen würden. Das bedeutete viel Wiederholung, genaues Festlegen der szenischen Abläufe, immer wieder Geduld und Verständnis. In mir stritt sich manches Mal die Regisseurin mit der Theaterpädagogin: Ich musste mich teilweise von szenischem Material verabschieden, das ich gern auf der Bühne gesehen hätte, aus Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Teilnehmenden. Rückblickend bin ich froh darüber. Jede Entscheidung — auch der Verzicht — brachte etwas Neues hervor. Und so war das Projekt „ … fiel einfach um“ eine abenteuerliche Fahrt zwischen Alt und Jung — mit Höhen und Tiefen — angereichert mit beeindruckenden Gesprächen über das Leben, in dem am Ende — vor allem nach dem Fallen – immer nur zählt: weiter machen!!!“
Eva Gruner
Zur Gruppe:
Die Gründung einer generationenübergreifenden Theatergruppe geht auf die Initiative von Frederic Toussaint, einem 20-jährigen Teilnehmer der Tempus fugit Multiplikatorenausbildung, Anfang 2009 zurück. Weil der Alltag relativ selten Gelegenheiten für intensive Begegnungen zwischen alten und jungen Menschen bietet, wollte Frederic durch die Theaterarbeit eine solche Gelegenheit schaffen. Gesagt getan: Schon bald formierte sich eine Gruppe aus Schülern und Senioren, die mit viel Neugierde und Freude eine kleine Szenen-Collage erarbeitete und anschließend aufführte. Die schönen Probeerlebnisse und das positive Feedback der Teilnehmenden gaben den Anstoß, die Gruppe fortzusetzen. Seit Oktober 2009 proben die vierzehn Ensemblemitglieder mit viel Elan und Begeisterung wöchentlich unter der Leitung von Eva Gruner an der ersten Eigenproduktion.
Eva Gruner
Eva Gruner studierte „Kulturwissenschaft und ästhetische Praxis“ an der Universität Hildesheim. Im Anschluss war sie als Theaterpädagogin und stellvertretende künstlerische Leiterin am freien Theater „STiC-er“ in Stralsund tätig. Von 2002 bis 2007 arbeitete sie als Tanzdramaturgin, Tanzpädagogin und Regisseurin zusammen mit dem portugiesischen Choreografen Carlos Matos am Stadttheater Hildesheim / Niedersachsen. Seit 2007 lebt sie mit ihrer Familie als frei schaffende Regisseurin, Choreografin und Theaterpädagogin in Lörrach, wo sie u. a. für Tempus fugit und das Theater Basel tätig ist.
Wir danken:
Der Stadt Lörrach, dem Landesverband freier Theater Baden-Württemberg, allen Paten und Sponsoren für ihre Unterstützung, Pfarrer Abraham und der Matthäusgemeinde für die Aufl ührungsmöglichkeit sowie Frau Haack für Ihre freundliche Betreuung, Michael Greff für die Einführung in die Sturzprophylaxe.
Gefördert durch den Landesverband Freier Theater Baden–Württemberg e.V. aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
Daten
Eigenproduktion
Credits
Es spielen:
Werner Adams
Linde Adelmann
Karin Drändle
Gisela Halmazna
Renate Hess
Winfried Kirst
Brigitte Kösler
Etienne Blatz
Benjamin Böcker
Elias Füchsle
Anja Gottschalk
Verena Sepp
Felicitas Tauer
Michael Zier
Klavier
Winfried Kirst
Regie- und Produktionsteam
Regie/Dramaturgie
Eva Gruner
Produktionsleitung / Regieassistenz
Felicitas Tauer
Regieassistenz
Till Lang
Plakat und Gestaltung
Etienne Blatz
Technik
André Kulawik
Programminhalt
Eva Gruner
Felicitas Tauer
Fotos
Thomas Quartier